Gold, STXE 600 Banks, US 10Y Bond Yield und Euro Bund Future – 22.04.20

Die Charttechnik benutzt keine Fundamentaldaten. Es werden nur technische Formationen, Marktvolumen, Impuls- und Korrekturformationen etc. analysiert. Was viele Marktteilnehmer aber nicht richtig verstehen, ist: Diese Balken sind das sichtbar gemachte Verhalten von Menschen.

 

“Ein Bild sagt mehr als tausend Worte”

 

Psychologie ist das A und O an den Märkten. Und mit Psychologie meine ich: Wissen, wie man sich zu verhalten hat. Nicht probieren, wie man sich zu verhalten hat. Das ist nicht das Gleiche. Anleger überschätzen sich in der Mehrheit masslos.

Mit Überschätzen meine ich z. Bsp.:

 

  • Zu viel auf ein Unternehmen setzen,
  • Zu wenig diversifizieren,
  • Zu wenig über Asset-Klassen diversifizieren,
  • Zu glauben, beim nächsten Mal wird alles anders,
  • Kaufen, was ich nicht verstehe,
  • Keine Strategie haben,
  • Und der Spitzenreiter: Zu glauben, dass ich das alles irgendwie durchstehe,
  • etc., etc.

 

Viele glauben, man muss nur eine Aktie kaufen und dann steigt sie. Ja, das kann passieren. Aber genau gleich kann sie auch fallen. Und dafür sind die meisten überhaupt nicht vorbereitet. Im Kopf sehen sie nur immer ihre Gewinne.

Man braucht eine gute und passende Strategie, um Verluste aufnehmen zu können. Dann ist der Rest halb so wild. Aber eben, wissen sollte ich das schon im Vornherein und nicht erst, wenn mir die Verluste den Atem rauben.

 

“Charttechnik ist die Visualisierung von massenpsychologischem Verhalten”

 

Alles was Sie sehen, ist eben genau das, was Sie sehen. Will heissen: Alle Informationen sind bis zu diesem Zeitpunkt in den Kursen schon enthalten. Das ergibt ein Bild, das der Geschulte lesen und interpretieren kann.

Menschliches Handeln wiederholt sich längere Zeit immer wieder. Dadurch wiederholen sich auch immer wiederkehrende Muster in der Charttechnik. Da es ja Menschen sind, die kaufen und verkaufen, oder Maschinen und Logarithmen programmieren.

Das kann man nutzen, wenn man es kann. Um Einstiegspunkte zu erkennen, Trendwendeformationen zu eruieren, oder um Gefahren frühzeitig in die eigene Strategie mit einzubeziehen, etc.

Gute Gefahrenbarometer sind im Moment:

 

  • Gold,
  • der STXE 600 Banks (der europäische Bankenindex),
  • US 10Y Bond Yield (Renditen 10-jähriger US Staatsanleihen) und der
  • Euro Bund Future

 

Gold:

Gold ist der klassische Gefahrenbarometer. Passiert etwas in der Welt oder an den Märkten, dann kaufen die Anleger vermehrt Gold. Sie gehen in einen sicheren Hafen. Gold läuft in der Mehrheit in die Gegenrichtung des Aktienmarktes. Darum kann man es als Depotbeimischung benutzen, wenn die eigene Strategie das vorsieht. Das gibt dem Depot Stabilität.

Monatschart Gold  – 1992 – 2020, eine Kerze entspricht einem Monat – Chart by Guidants.

 

Gold ist im Moment – anhand der gegebenen Ereignisse – schon recht zögerlich. Charttechnisch herrscht auch eine Patt-Situation zwischen Bullen und Bären. Rote Flagge = bullisch, grüne Flagge = bärisch. Vergleicht man den Anstiegsverlauf 2003-2011, linke Seite im Chart (grauer Trendkanal), dann war da erheblich mehr Dynamik als heute. Bis jetzt…

Gold sollte anhand der Umstände ganz klar ausbrechen (Covid, Rettungspakete, anwachsende Verschuldungen etc.), sollte der Aktienmarkt aber, wider Erwarten, doch noch eine Welle nach oben hin ausbilden, dann würde auch das Interesse an Gold (Papiergold) wieder zurückgehen. Das wäre dann nochmal ein Umweg nach unten. Wer kauft Gold, wenn Aktien steigen?. Einfache Angst und Gier.

Langfristig wird Gold steigen. Die Risiken in unserer Welt nehmen zu. Obwohl wir Lösungen finden, darf man nicht einfach ausblenden, dass es Lösungen für die Allgemeinheit, sprich für die Erde und unser gesellschaftliches Zusammenleben geben wird. Das heisst in gewissen Bereichen: grundlegende Veränderungen. Der Weg dorthin kann – siehe Corona – ordentlich unorthodox werden. Langfristig aber, die menschliche Gesellschaft stärken.

Kleiner Hinweis für alle, die mit Gold “nur” Geld verdienen wollen. Was steigt, kommt auch wieder runter! Will heissen: Wenn Sie glauben, dass Gold – sollte es – auf diese, von vielen gepredigten x-tausender Niveaus steigen und dort auch bleiben?!, dann sind Sie noch nicht so lange an der Börse. Noch keiner dieser Goldgurus hat je davon geredet, was danach kommt.

Fragen Sie mal Mitstreiter der letzten Gold-Hausse anfangs 70er Jahre bei ca. 45 USD bis anfangs 80er Jahre bei ca. 873 USD, und dann wieder runter bis 1999/2000, bei ca. 252 USD..?! Wann wären Sie raus?

Ich kenne Einzelpersonen und Familien, die dachten schlauer als der Markt zu sein. Die haben in den Jahren nach dem Hoch 1980, aus lauter Gier und Verblendung, ihr ganzes Vermögen verloren. Es geht noch höher…, es geht noch höher…..immer noch mehr, immer noch mehr etc.

Nein!, irgendwann ist immer Schluss. Gier tötet Hirn. Viele vergessen, dass all diese Leute, die Menschen in Gold lenken, auch “nur” eine eigene Agenda haben, mit eigenen Zielen! Und niemand weiss, wie er persönlich reagiert, sollten die Kurse doch plötzlich, raketenartig, nach oben ausbrechen. Davon wird man abhängig! Da kommen Sie vor lauter Gier gar nicht mehr raus.

Seien Sie immer bereit. Auch bei Gold!: Arbeiten Sie NIE ohne klare, über eine von Ihnen, vorgegebene und “vorher” vorbereitete Strategie. Dauer: über z. Bsp. 5-10 Jahre. Und dann halten Sie sich auch daran.

Gier macht dumm. Lesen Sie noch meinen Bericht vom 13.04.2019 > Warum eigentlich Gold.

 

STXE 600 Banks:

Der europäische Bankenindex ist beobachtenswert wegen der schieren Grösse: 600 Banken, davon die grössten Banken Europas und weil sie durch die anhaltenden Minuszinsen (auf ihre zum Teil desolaten Bücher gehen wir jetzt gar nicht ein), immer weniger Erträge erwirtschaften können. Hier zeigt der Chart ganz klar, was los ist:

Wochenchart STXE 600 Banks – Europäischer Bankenindex 2008 – 2020, eine Kerze entspricht einer Woche – Chart by Guidants.

 

Der Corona-Crash hat seine Arbeit gemacht. Der STXE 600 Banks war mal bei ca. 480 Euro in den Jahren 2007/2008 und ist seitdem 3x (2009/2012/2016) auf die 87.39er Marke gefallen. Nun hat er diese zum 4-ten mal unterschritten.

Die Banken starten immer wieder eine Gegenbewegung und fallen dann wieder in ihre alten Muster zurück. Im Moment bezeichnend für die Bankenbranche. Seit 2007 hat sich in der europäischen Bankenwelt anscheinend nicht wirklich etwas verbessert.

Im Moment ist wichtig: Wie wird die Gegenbewegung aussehen? War das nur die Arbeit des Corona-Crashs, mit all seinen globalen Auswüchsen, oder sind die Banken wirklich so in Not, wie der Chart das andeutet.

Die nächste technische Hürde für die Gegenbewegung ist der Widerstand bei 114.94, gepaart mit dem roten Abwärtstrend auf gleicher Höhe. Sollte das eintreffen, was wir da gerade sehen, dann sind das keine guten Zeichen für die Banken. Noch kann man sagen Corona ist Schuld.

Im Sommer wird es schon klarer sein. Vergessen Sie nicht: Die Börse läuft zeitlich, ca. 12-18 Monate voraus.

 

 

US 10Y Bond Yield:

Auch hier, der Chart spricht Bände:

Die Renditen der 10-jährigen US Staatsanleihen zeigen, wo die Zinsen erwartet werden. Beide Richtungen bringen erst mal Unbehagen. Sollte der Kursverlauf nach oben gehen, was steigende Zinsen impliziert, dann werden, wie im Chart unten eingezeichnet, erste Unternehmen und auch Staaten ihre Schuldenlast nicht mehr richtig bedienen können. Es wird zu ersten Ausfällen in den Zahlungen kommen, was weitere Ausfälle und ev. Bankrotte zur Folge haben wird.

Warum? Einfach gesagt: Weil die zum Teil hohe Verschuldung, die angehäuft wurde um Erträge zu erwirtschaften, nicht mehr in Einklang geht mit den Einnahmen. Die ansteigende Zinslast durch steigende Zinsen reisst ein Loch in die eh schon fallenden Einnahmen. Auch hier, zu erkennen, wo es hingeht, ist von Vorteil.

Fallen die Renditen unter den 3-fach Boden, dann werden die Zinsen wieder gesenkt und wir werden grösseren Minuszinsen näher kommen. Die momentan experimentelle Geldpolitik nimmt wieder Fahrt auf. Es ist ein Zeichen dafür, dass wir weiter in die schon bestehende Gelddruck-Situation hineinlaufen, mit immer höheren Staatsverschuldungen und immer mehr Problemen für die oben schon genannten Banken.

Die Folgen können hier: Austritte einzelner Staaten aus dem Euro, Neuformierung der EU, Staatsinsolvenzen, Geldwertzerfall, Revidierung des Finanzsystems und allerlei unangenehmer Folgen für den unaufmerksamen Bewohner einzelner Länder sein.

 

Monatschart US 10Y Bond Yield – Renditen auf 10-jährige US-Staatsanleihen – 1999 – 2020, der Zeitraum entspricht einem Monatsintervall – Chart by Guidants.

 

Euro Bund Future:

Der Euro Bund Future, also ein Terminkontrakt auf eine fiktive langfristige Bundesanleihe (10-jährige Bundesanleihe), betrachten wir als Ergänzung zu den US Staatsanleihen-Renditen. Steigen die Renditen, fallen die Bonds oder laufen seitwärts. Fallen die Renditen, steigen die Bonds.

Wochenchart Euro Bund Future – 2012 – 2020, eine Kerze entspricht einer Woche – Chart by Guidants.

 

Der Bund Future, hat ähnlich Gold, die extremen Bewegungen von Bankenindex und den Renditen der 10-jährigen US Bonds, nicht so extrem mitgemacht. Vergleicht man vorherige Anstiege z.Bbsp. seit 2018, dann hätte da viel mehr kommen müssen.

 

Fazit:

Die 4 Risikobarometer zeigen zum einen deutlich, dass Risiken gestiegen sind. Andererseits, aber auch eine gewisse Uneinheit.

Gold und Bund Future sind in ihren Bewegungen, anhand der gegebenen Situation eher Verhalten und hätten deutlich höher nach oben ausbrechen müssen. Bankenindex und Renditen 10-jähriger US Staatsanleihen zeigen noch länger tiefere Zinsen und ev. zukünftige Probleme im Bankensektor.

Wäre Gold hochgeschossen, wäre ich beunruhigter. Die Risiken haben sich verschärft, sind aber noch nicht in eine dynamische Eigenbewegung übergegangen. Unser grösstes Problem ist nicht eine allfällige Rezession oder eine Deflation.

Unser Problem, das viele erst langsam realisieren, sind einige unbeantwortete Fragen:

 

  • Was wenn Covid19, nicht wirklich eingedämmt werden kann?,
  • Was wenn, ähnlich wie bei der Grippe a) eine Impfung keinen vollen Schutz bieten kann und b) man trotz durchgemachtem Infekt, nächstes Jahr wieder von Neuem erkranken kann (auch wie bei der Grippe), nur mit dem Risiko von Lungenschädigungen?,
  • Was wenn Covid19, sich so stark anpassen und verändern kann, dass eine rotierende Impfimmunität entstehen kann (ähnlich der Antibiotika-Resistenz),
  • Was wenn plötzlich nicht mehr nur Ältere, sondern auch 20-40 Jährige oder Kinder und Jugendliche als Gruppe betroffen werden (Bei der spanischen Grippe waren es vor allem 20-40Jährige),
  • etc., etc.

 

Wir wissen noch zu wenig über Covid19, aber die Gegenbewegung beginnt Fahrt aufzunehmen. Die Veränderung des Virus wird uns zeigen, wo es lang geht, wie wir unser Leben anpassen, verändern oder abgrenzen müssen. Das wiederum wird zeigen, wie viel “Wirtschaftsleistung” und wie lange verloren geht.

Wer aber eine funktionelle Anlage- und Investitions-Strategie hat, kann das bis jetzt noch gut aufnehmen. Lassen Sie sich nicht verrückt machen. Mensch findet Lösungen.

 

In diesem Sinne wünsche ich allen einen interessanten Mittwoch und…

Weiterhin viel Erfolg beim Investieren, Nachdenken und beim Vermögensaufbau. Denken Sie viel über Ihr strategisches Vorgehen nach, es lohnt sich.

Herzlichst der 5vor12

Alles zu unserer Strategie im Buch: 5vor12 – Das Aktien Investing Lernprogramm.

P.S. Wer daran interessiert ist, sein Vermögen früh und über solide Unternehmensbeteiligungen aufzubauen, sich das Wissen aber nicht alleine aneignen möchte, der findet in unserem 5vor12 – Basiskurs kompetente Unterstützung.

 

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